LEITENDER ARZT: Prof. Dr. Dr. Andreas Bollmann, Leitender Oberarzt, Universitätsklinik für Kardiologie -Helios Stiftungsprofessur, andreas.bollmann@heliosgesundheit.de

Die Gendermedizin beschäftigt sich mit den Unter­ schieden zwischen Männern und Frauen in Gesundheit und bei Krankheit. Das Geschlecht der Patienten wurde bisher in vielen medizinischen Aspekten vernachlässigt. Vor allem das männliche Geschlecht galt in der Ver­gangenheit als Standard im Design von klinischen Studien und Forschungen – seit einigen Jahren findet jedoch ein Umdenken in der Medizin statt.

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Behandlung von Vorhofflimmern/Vorhofflattern und begleitender Herzinsuffizienz

Unter Verwendung der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10), sowie der für die Operationen standardisiert verwendeten Codes und Verfahren in allen beteiligten Krankenhäusern, wurden Verwaltungsdaten von 75 Helios-Kliniken aus den Jahren 2010–2018 analysiert und Fälle von Vorhofflimmern (AF), Vorhofflattern (AFL) und Herzinsuffizienz (HI) identifiziert.

Prof. Dr. Dr. Andreas Bollmann

Ziel der von Prof. Dr. Dr. Andreas Bollmann durchgeführten Analyse war es, den geschlechtsspezifischen Einsatz und das Risiko für im Krankenhaus auftretende Komplikationen von Katheterablationen bei Patienten mit Vorhofflimmern oder Vorhofflattern und begleitender Herzinsuffizienz detailliert zu untersuchen. Alle Patienten, bei denen eine Katheterablation von Vorhofflimmern innerhalb des untersuchten Zeitraumes durchgeführt wurde, wurden hinsichtlich der Krankenhaussterblichkeit sowie des Auftretens von verfahrensbedingten Komplikationen untersucht. Dabei wurde ein besonderes Augenmerk auf den Vergleich der Geschlechter bezüglich der genannten Untersuchungsendpunkte gelegt. Es zeigte sich, dass Katheterablationen bei Frauen insgesamt seltener durchgeführt wurden als bei Männern. Weiterhin erlitten Frauen häufiger Komplikationen im Bereich der Leistenpunktion sowie Blutungen in den Herzbeutel. Die Krankenhaussterblichkeit unterschied sich nicht innerhalb der Geschlechter.

Studie liefert wichtige Informationen

Die Behandlung von Frauen und Männern mit den beschriebenen Herzerkrankungen sollte individuell auf den spezifischen Fall zugeschnitten werden.

Die vorliegende Studie liefert wichtige Informationen zu den Patientencharakteristika und zu geschlechtsspezifischen Risiken einzelner Therapieformen.

Derartige Untersuchungen leisten einen bedeutenden Beitrag zum standortübergreifenden Qualitätsmanagement in der Vor- , Für- und Nachsorge von Patienten mit AF und HI. Eine Ergänzung um weitere Daten kann die Aussagen noch konkretisieren und den behandelnden Ärzten somit in Zukunft helfen, schnell und effizient den geeigneten Therapieansatz für ihre Patienten zu wählen.